Nachdem
wir es ja im letzten Jahr bei nördlichen Winden
nicht bis zu unserem Ziel Stavanger in Norwegen geschafft
haben, wollten wir dieses Jahr nach London in England
laufen. Natürlich hatten wir dieses Jahr südwestliche
Winde. Das paßt natürlich super wenn man
durch die südwestliche Nordsee nach England will!
Start war am 24.05. um 11.00 Uhr in Emden, noch waren
wir nur zu dritt. Karel wollte im ersten angelaufenen
niederländischen Hafen zusteigen. Wir sind bei
knackigen 22-28 Knoten (6-7 Bft.) scheinbaren Wind in
Emden ausgelaufen mit Kurs Hubertgat. Kurz vor Borkum
haben wir ein Reff ins Groß gesteckt weil der
Wind noch ein paar Kohlen draufgelegt hat. Im Hubergat
hatten wir im Mittel 30- 32 (7 Bft.) Knoten in Böen
bis 35 Knoten (8 Bft.) Wind. (Witz zur Windvorhersage
".....in Böen 8 Bft. für die Deutsche
Bucht..." - Kommentar von Jörg: "Nach
Böen wollen wir ja auch nicht!") Auf jeden
Fall war die Situation nicht besonders lustig, bedrohlich
allerdings auch nicht wirklich eher ungemütlich.
Wir haben aber Unmengen an Wasser im Hubertgat übergenommen,
bei der Bolzerei hoch ran stand das Deck fast ständig
unter Wasser, unter Deck hat es dadurch tüchtig
durch die Dorade-Lüfter geleckt. Was zur Folge
hatte das Jörg und ich, draußen stehend,
in kürzester Zeit ziemlich naß waren. Selbst
Peter am Kartentisch bekam durch die Lüfter sein
"Fett" weg. Weil der Kurs immer spitzer wurde
und es so langsam echt ungemütlich war, haben wir
uns entschlossen Lauwersoog anzulaufen und von unseren
ursprünglich Ziel Den Helder abzusehen. Um 20.10
lagen wir fest im Außenhafen, da sich das Wetter
nicht so schnell bessern sollte haben wir beschlossen
über die Kanäle bis nach Harlingen zu motoren.
In Harlingen übers Watt bis nach Kornwerderzand,
dort einzuschleusen und weiter übers Ijsselmeer
bis nach Enkhuizen, dorthin hatte Peter Karel bestellt.
Bei Südwestlichen Winden mit 25 Knoten (6 Bft.)
sind wir dann übers Ijsselmeer aufgekreuzt. Um
Mitternacht haben wir dann in Enkhuizen festgemacht
und Karel an Bord genommen. Von Enkhuizen bei gleichen
Wind- und Wetterverhältnissen übers Markermeer
bis nach Amsterdam. Obwohl ich ja letztes Jahr geschworen
hatte nie wieder Radsteuerung - ich stand wieder dahinter!
Und Spaß hat es gemacht den schweren Hobel über
das ruppige aufgewühlte Markermeer zu drücken.
Nach einer frischen Überfahrt mit flexibel drehenden
Winden (immer in Kursrichtung) lagen wir vor der Amsterdamer
Noordzee-Kanal Schleuse. Im Sixthaven noch kurz Wasser
nachgebunkert und weiter bis Ijmuiden. Ankunft 23.00
- nach kurzem Beratschlagen bei zwei Windvorhersagen
für die südwestliche Nordsee 1. 3-4 Bft und
2. 5-6 Bft war unserer weiterer Kurs für den selben
Abend LONDON. Am nächsten Morgen war London schon
in weite Ferne gerückt, der Wind hatte weiter gedreht
(überflüssig zu erwähnen - natürlich
ungünstig) und die 2. Vorhersage war eingetreten
- 6 Bft von vorne. Die Ansteuerung von unserem neuem
Ziel Lowestoft war etwas knifflig. Es liegen einige
hohe Sände entlang der englischen Küste und
der starke Strom steht quer zur Hafeneinfahrt. 17.30
fest in Lowestoft, ein schöner Hafen mit fast demselben
Ambiente wie Esbjerg/Dänemark. Erwähnenswert
besonders das elitäre Clubhaus das wohl ausschließlich
von den horrenden Gastliegegeldern unterhalten wird,
umgerechnet 40 Euro pro Nacht! Dies hat Peter wohl so
sehr abgeschreckt, daß er nur kurz den Steg betreten
hat und nicht an Land war sondern lieber an Bord geduscht
hat. Jörg, Karel und ich waren zumindest im Clubhaus
duschen. Karel war sogar im Ort einkaufen und hat uns
ein ausgezeichnetes Abendmahl gekocht unter ständiger
Beobachtung mit Argusaugen von Peter. Denn es gab Hähnchenschenkel
im Backofen gebraten mit ständigen Aufguß
der Bratensoße - der Herd hat es in sich, ich
zünde noch nicht mal eine Flamme an um Wasser zu
kochen! Geschmeckt hat auf jeden Fall, nur ging es Karel
tagsdrauf leider nicht mehr so besonders. Vielleicht
hatte er sich beim Hantieren mit den rohen Hähnchenkeulen
eine Salmonellenvergiftung zugezogen. Abends haben wir
beschlossen dieses ungastlich teure Land zu verlassen
und die Rückreise nach Ijmuiden anzutreten. Bei
flockigen 5-6 Bft. haben wir Lowestoft verlassen, beim
Setzen des Großsegels ist bedauerlicher Weise
die Reffkausch von Haken gerutscht während die
Reffbändsel zur besseren Sicht nach vorne noch
fest waren. Resultat waren zwei schön gerade lange
Risse im Großsegel, so das wir nur noch mit doppelt
gerefften Groß fahren konnten. Der Wind legte
wieder einen drauf und wir segelten bei recht ruppigen
Verhältnissen bei 30 Knoten Wind aus ? genau SSO.
Wieder gegenan ballern - bei ziemlich mieser Sicht wegen
Regen und nicht besonders freundlichen Schiffsbewegungen
sind wir nach Den Helder abgelaufen. Vorher (!!!!) gab
es noch sehr leckere Bratkartoffeln von Jörg gezaubert,
gesehen habe ich es nicht aber er muß wie eine
Primaballerina mit Töpfen und Tellern jonglierend
das Gleichgewicht haltend vorm Herd gestanden haben.
Abgewaschen hat er dann auch noch, irgendwie muß
er das Spülwasser beschworen haben damit es in
der Spüle bleibt. Vielleicht wie ein indischer
Schlangenbeschwörer...... nee, die wollen ja eher
das was rauskommt. Ist ja auch egal, jedenfalls waren
die Fußbodenbretter trocken als ich mich auf dem
neuen Kurs in meiner Vorschiffskoje auf Ohr hauen konnte.
Trotz des neuen Kurses bin ich in der Koje noch einmal
bis unters Deck geflogen und einmal vors Schot genagelt,
außerdem bin ich alle Stunde aufgewacht weil ich
so lebhaft geträumt habe das wir auf einen dicken
Baumstamm zunageln und die anderen sind ja fast blind!
Ach ja, um 01.35 gab es von der niederländischen
Coast Gard eine Starkwindwarnung für Ijmuiden und
Texel mit SW 6-7 Bft. Na ja, wenigstens die Richtung
Stimmt diesmal. Um 09.00 lagen wir fest in Den Helder,
dort hat Karel uns dann schon verlassen, da es ihm leider
immer noch nicht besser ging. Am nächsten Morgen
sind bei Superwetter, (endlich) Sonne und SW mit 5 Bft.
aus Den Helder raus Richtung Vlieland. Natürlich
nicht auf kürzestem Weg sondern erst bis nach Harlingen
und dann hoch ran bis nach Vlieland hoch. Im engen Fahrwasser
vor Harlingen ist dann eine Bavaria 34 erst viel zu
weit nach Backbord aus dem Fahrwasser raus um dann wieder
das Fahrwasser zu kreuzen um auf Steuerbordseite des
Fahrwassers voll auf denn Pollendamm zu nageln. Wo sie
dann eine ziemliche Zeit mit stehenden Segeln festsaßen,
wir haben unsere runtergeholt und wollten sie runterschleppen.
Die ankommende Terschellingfähre mußte die
Fahrt wegnehmen sonst hätte es wahrscheinlich KleinGFK
gegeben. Freigekommen sind sie dann doch noch ohne Hilfe,
aber sie haben umgedreht und sind nach Harlingen zurückgelaufen.
Also wir haben keinen Schlag gebraucht um den Pollendamm
hoch zu kommen. Um 17.45 fest in Vlieland am bisher
schönsten Segeltag. Am nächsten Morgen um
06.10 los von Vlieland außenrum nach Borkum. Wind
von achtern um 20 Knoten (5 Bft.) mit ausgebaumter Genua
und Flanker hinterm doppelt gerefften Groß. Eine
super Rauschefahrt, über Grund zeitweise über
9 Knoten. Peter hat sich über jedes andere übersegelte
Boot gefreut wie ein kleines Kind mit Sprüchen
wie "...hat nicht zurückgewunken...."
".... alles zerbissen im cockpit...". Eine
super schnelle Reise - fest in Borkum 16.05!!!!!! Und
das bei der Vorbereitung abends vorher, ".......brauche
Gezeitenunterschied Borkum-Hubertgat! ......gibst nicht......steht
nicht drin.......vielleicht identisch.....müßte
so um 15.00 sein! Zum Auszirkeln der Strecke wurde der
Schulatlas zu Rate gezogen, denn die ganze Strecke war
ja nicht auf einer Seekarte abgreifbar. "......müßten
so 100 Meilen sein.....bizzu blöd viel zu viel.......o.k.
um 70 Meilen.......schon eher........". Genau waren
es dann auf den Kopf 75 Meilen bei einer Zeit auf den
Kopf von 10 Stunden. Macht 7,5 Meilen Durchschnitt,
wobei wir über eine Stunde gebraucht haben bis
wir das Seegatt von Vlieland bei "hochran"
verlassen haben und so richtig aufdrehen konnten.
Von
Borkum ging es am nächsten Morgen wieder zurück
nach Emden bei fast vollständiger Flaute, wobei
jeder Sand zu Peters Revierkenntnisserweiterung unter
Maschine und Echolot äußerst genau erkundet
wurde. Unterwegs haben wir schon so langsam das Schiff
wieder klargemacht und das beschädigte Großsegel
abgeschlagen. In Emden dann den Rest, wie Schiff putzen
und Unmengen nasser und salziger Hemden,Hosen Pullover
und Handtücher aus Peters Schrank holen. - Ende
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